"Meine Kinder werden es gut haben!"
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David Garrett veröffentlicht "Rock Symphonies"
"Meine Kinder werden es gut haben!"Von Nina Becker-Göpner (teleschau - der mediendienst)
Er ist der Schnellste - laut "Guinness Buch der Rekorde". Und der Schönste - zumindest gilt er als Frauenschwarm. Und dürfte inzwischen auch der Erfolgreichste sein: Stargeiger David Garrett, in Aachen gebürtiger Sohn eines deutschen Juristen und einer US-amerikanischen Primaballerina, stieg mit seinem aktuellen Album "Rock Symphonies" direkt auf Platz eins der deutschen Charts ein. Doch wer meint, Garretts Erfolg sei nur in seinem Aussehen begründet, liegt definitiv falsch. Bereits im Alter von vier Jahren nahm der Geiger mit Model-Qualitäten das erste Mal sein Instrument in die Hand und erntet nun die Früchte für so manche Entbehrung in seinem Leben. Ab Ende Oktober ist er mit 90-köpfigem Orchester auf großer Deutschland-Tournee, danach geht es gleich weiter nach Amerika und dann in den Rest der Welt. Trotzdem hat er ein paar Minuten Zeit für ein Gespräch gefunden.
teleschau: Sie haben bereits als Kleinkind mit dem Geigespielen begonnen. Können Sie sich eigentlich ein Leben ohne Geige vorstellen?
Garrett: Nein, das kann ich nicht. Ich habe keine Erinnerung an eine Zeit, in der ich nicht Geige geübt habe. Wahrscheinlich kam ich mit dem Teil schon auf die Welt (lacht).
teleschau: Einen Vierjährigen zu täglichen Geigeübungen zu motivieren, bedarf bestimmt einiger pädagogischer Kniffe. Wie schafften ihre Eltern das?
Garrett: Nun, mein Vater war schon ein bisschen eine furchterregende Gestalt. Ich hatte schon ein bisschen Angst vor ihm. Disziplin war wichtig, ich wurde überhaupt sehr konservativ erzogen. Und wenn etwas - wie eben das Geige-Üben - nicht gemacht wurde, dann hatte das eben Konsequenzen. Das kann man im Nachhinein als negativ oder positiv sehen, mittlerweile kann ich darüber lachen. Es hat mein Leben, so wie es jetzt ist, natürlich einfacher gemacht. Aber damals habe ich nicht unbedingt darüber gelacht.
teleschau: Bei so großem Übungsaufwand und den Status als Kinderstar war es wahrscheinlich gar nicht so leicht, Freunde zu finden ...
Garrett: Ja, bis ich ungefähr 16 war, hatte ich überhaupt keine Freunde. Es gab meinen zwei Jahre älteren Bruder, er begann mit der Geige, stieg auf Klavier um, ist aber mittlerweile in einem ganz anderen Bereich tätig geworden - er ist Rechtsanwalt! Und falls ich mal Kinder haben sollte, müssen sie gewiss kein Instrument lernen. Ein Musiker reicht in der Familie! Ich könnte auch gar nicht den Druck auf sie ausüben, der dafür nötig wäre. Aber wenn sie spielen wollen, dürfen sie das natürlich machen, aber ich werde mich in diesem Punkt antiautoritär verhalten. Meine Kinder werden es gut haben! Meine Eltern zeigten mir, wie man es nicht machen sollte. Wobei ich natürlich auch viel Gutes von ihnen gelernt habe, das möchte ich nicht unterschlagen.
teleschau: Das klingt versöhnlich. Haben Sie wieder Kontakt mit Ihren Eltern?
Garrett: Ja, aber da gab es tatsächlich mal einen Bruch. Für mich war es wichtig, zu mir zu finden und zu wissen, was ich wirklich machen möchte. Ich war ja schon im Alter von acht Jahren quasi berufstätig und hatte mir das nicht selbst ausgesucht. Später habe ich das alles hinterfragt. Denn nur zu sagen, dass man Talent und Verantwortung hat - das reicht irgendwann nicht mehr. In diesem Moment musste ich mich selbst durchsuchen und für mich beschließen, was ich wirklich machen möchte. Da konnten mir meine Eltern auch gar nicht helfen. Dementsprechend hatte ich weniger Kontakt mit ihnen. Ich brauchte zu der Zeit einfach Abstand.
teleschau: Sie spielen auf einer Geige aus dem Jahre 1772 und einer echten Stradivari von 1710. Der Wert dieser Instrumente ist sehr groß. Der Respekt davor auch?
Garrett: Klar habe ich Ehrfurcht vor diesen Instrumenten und weiß damit umzugehen. Als Kind beginnt man ja nicht auf einer Stradivari, sondern arbeitet sich von einer Pressholz-Geige so langsam hoch. So richtig gute Geigen gibt es erst im Tausend-Euro-Bereich. Darauf arbeitete ich immer hin. Und meine jetzigen Geigen stammen aus einer Zeit, als das Handwerk auf einem ganz hohen Niveau war. Das Holz von damals ist sehr hochwertig und klanglich unübertroffen. Moderne Instrumente haben nicht diese Klangfarben.
teleschau: Auf Ihrem neuen Album "Rock Symphonies" treffen Klassik und Moderne aufeinander. Sie interpretieren dort Rockklassiker. Wie kam es dazu?
Garrett: Nun, das sind eben meine persönlichen Lieblingssongs. "Kashmir" ist für mich eine der größten Rock-Hymnen und Led Zeppelin sind seit vielen Jahren meine Lieblingsband. Und mir war schon immer klar: Wenn ich mal so ein Album aufnehme, dann muss dieser Song mit drauf. Und dann gibt's Sachen wie "Vivaldi vs. Vertigo", dort treffen U2 auf Antonio Vivaldi. Mit solchen Stücken kann ich zeigen, dass sich Harmonien und die Musik seit 300 Jahren nicht geändert haben. Nur wie wir die Stücke arrangieren, welche Instrumente wir benutzen, das änderte sich natürlich. Solche Projekte beweisen, dass Vivaldi seiner Zeit ganz schön voraus war!
teleschau: Ihr Album steht auf Platz eins der Charts, Sie gehen demnächst auf große Deutschland-Tournee, geben Interviews, treten im Fernsehen auf. Ihr Terminkalender lässt wenig Spielraum. Wenn Sie morgen trotzdem zwei Wochen frei hätten - was würden Sie tun?
Garrett: Auf eine einsame Insel gehen, um Körper und Geist in Einklang zu bringen. Alleine im Hotelzimmer zu sein macht mir keine Angst, im Gegenteil, ich genieße die Ruhe. Ich komme sehr gut mit mir alleine klar!
ПЕРЕВОД - В ПОСТЕ № 5
Отредактировано Лёна (02.07.2016 20:39)