Crossover-Geiger in Bremen
David Garrett: „Man muss die Musik spüren können“
Новое интервью с Дэвидом...
Foto: Jörg Carstensen/dpa
Heute spricht der Crossover-Geiger und klassische Virtuose im Interview über seine Erfahrungen mit Bremen und seine Erlebnisse beim Musizieren.
Ihre Termine auf der „Explosive-Live“-Tournee liegen ziemlich eng beieinander. Wissen Sie eigentlich an jedem Morgen, in welcher Stadt Sie gerade aufwachen?
David Garrett: Es kann schon passieren, dass ich da mal durcheinanderkomme. Oft geht es noch nach dem Konzert weiter in die nächste Stadt, wo ich dann nachts um drei Uhr ankomme. Da realisiert man mitunter nicht, wo man gerade ist.
Die Bremer und die Norddeutschen gelten ja oft als etwas kühl temperiert. Sind sie auch als Konzertpublikum eher etwas schwieriger zu entflammen?
Garrett: Absolut nicht. Gerade die Konzerte in Hamburg und Bremen waren für mich immer total tolle Erlebnisse. Die waren spannend. Das Publikum war überhaupt nicht stur.
Sie sagen, dass Sie besonders Kammerkonzerte mögen, weil es dort zu einer Art innigen Gesprächs der Musiker kommt. In die ÖVB-Arena kommen Sie nun mit einer 360-Grad-Bühne. Ist man da dem Publikum nicht extrem ausgeliefert?
Garrett (lacht): Ausgeliefert ist man dem Publikum nie. Wir sind sehr gut vorbereitet. Wir haben auch eine gute Show, die Spaß macht. Das ist die wichtigste Grundlage. Es ist Musik, die auch mir einfach Freude bereitet. Das geht von Rock über Rhythm & Blues bis hin zu Klassik.
Haben Sie so etwas wie ein Kompositionskonzept oder Rezept, nach dem Sie so eine Show planen?
Garrett: Als Grundgerüst nehme ich immer so sechs oder sieben Stücke von der letzten CD. Dazu kommen dann noch so 15 oder 16 neue. Und dann spiele ich noch so ein paar Best-of-Stücke, so fünf bis sechs.
Sie haben mal gesagt, dass Sie beim Spielen so etwas wie einen Film sehen. Sehen die Filme anders aus, wenn Sie zum Beispiel Bach und Brahms spielen oder „Bon Jovi „und „Coldplay“?
Garrett: Das mit dem Film sollte man nicht zu wörtlich nehmen. Man braucht einfach sehr viel Einfühlungsvermögen für die jeweilige Musik. Man muss die Musik spüren können und natürlich auch auf die anderen Musiker achten. Dann verbindet man auch Situationen damit. Das ist wichtig. So gesehen gibt es dann für jede Musik einen emotionalen Film. Der bietet einen persönlichen Bezug zu dem Stück.
Vielleicht könnten Sie ja mal anhand eines Songs von Ihrer letzten CD einen solchen emotionalen Film beschreiben?
Garrett: Ich schreibe die Musik meist, wenn ich toure. So war das auch bei „Adventure Island“. Der Song entstand ganz kurz vor einem Auftritt in Mexico City. Ich war mit meinem Pianisten hinter der Bühne. Wir hatten ein Keyboard dabei. Wir waren so richtig im Flow. Ich wusste, dass ich gleich raus muss. Aber wir konnten nicht aufhören, weil einfach etwas Tolles entstand. 20 Sekunden vor Showbeginn waren wir dann fertig, und ich konnte auf die Bühne. Das ist mein Film bei diesem Song.
Was machen Sie denn nach dem Konzert noch in Bremen?
Garrett: Nach dem Konzert geht es entweder ins Hotel oder in die nächste Stadt. Wenn ich Zeit zum Schlafen habe, nutze ich sie auch dafür.
David Garrett gastiert am Mittwoch, 23. November, um 20 Uhr in der Bremer Stadthalle. Der örtliche Veranstalter Koopmann-Concerts rechnet mit einer ausverkauften Halle, also etwa 8 000 Zuschauern.Tickets gibt es in den Geschäftsstellen unserer Zeitung.