http://davidgarrett.forums.umusic.co.uk/p/54/1122.aspx#1122
n interview with David in the new magazine of the GEMA "Virtuos" ...found it on the website of his classical-agent Weigold-Boehm.
Die Zukunft der Klassik
David Garrett ist einer der Grossen Sieger beim Echo Klassik 2008. Hier verrät er seine Klassik-Zukunftsvision.
Von Markus Lipp
Ist Ihre ECHO-Klassik-Auszeichnung ein Signal für die klassische Musik allgemein?
Ein Grund für diese Auszeichnung ist, dass ich mich für die Klassik sehr einsetze. Natürlich hat es auch eine Bedeutung, dass unser aktuelles Crossover-Projekt mit einbezogen worden ist. Aber ich glaube, wenn ich nur Crossover machen würde, hätte man sich nicht so entschieden.
Stellen Sie sich ein typisches Klassik-Konzert in 20, 30 Jahren vor. Wie sieht das aus, was passiert da? Ich glaube nicht, dass sich so viel ändern wird. Es ist auch nie meine Message gewesen, dass die Tradition aus der Klassik herausgenommen werden sollte. Wenn ich ins Konzert gehe und ein Mädchen ausführen will, dann will ich doch diesen Spirit haben. Ich stehe aber immer noch gerade dafür, dass man andere Wege als Künstler gehen muss, um Leute auf die Musik aufmerksam zu machen.
Braucht die Klassik also den Star als Vermittler? Ikonen braucht jede Musikrichtung. Das war aber schon immer so – nehmen Sie Paganini, nehmen Sie Liszt.
Was müssen solche Ikonen können? Gutes Stichwort: Sie müssen Können beweisen. Und Leidenschaft auf der Bühne vermitteln. Die Leute müssen merken: Der ist in seinem Element. Wie bei einer Callas oder einem Rubinstein. Entertainment-betonte Auftritte bauen eine Brücke.
Wie weit trägt die? Weiter, als ich mir selbst je erträumt hätte! Die Leute kommen wirklich zu den Konzerten und füllen die Säle. Und wir spielen dann nicht nur die „Klassik-Hits“, sondern auch sehr anspruchsvolle Stücke. Übrigens ist das ein tolles Publikum – sehr ruhig, sehr konzentriert.
Sie wollen also gar keine kreischenden Mädchen? Die können ja kreischen, wenn das Werk zu Ende ist.
Eher im vorpubertären Sopran oder in reifer Stimmlage? Bei mir geht es von Fünfjährigen bis zum normalen Abo-Programm. Ich finde das eine wunderbare Mischung. Musik soll Menschen zusammenbringen.
Muss sie dabei auch gut aussehen? Es ist kein Muss, aber es öffnet die eine oder andere Tür. Das ist aber nichts Neues. Warum hat sich die Callas fast zu Tode gehungert? Weil sie in sein wollte. Hungern muss ich nicht, das ist schon ein Vorteil.
Apropos Opfer bringen: Wird es bald eine Sendung geben „Deutschland sucht den Klassikstar“? Das weiß ich nicht, aber ich bin sicher, dass Klassik nicht mehr so ausgeschlossen werden wird bei solchen Formaten. Warum? Was bringt Klassik der Menschheit? Musik spielen und hören ist unglaublich wichtig für den emotionalen Ausgleich. Wie bei einem Buch, aber Musik wirkt schneller – wie Aspirin Express.
Mit wem würden Sie für einen Tag tauschen: Papst Benedikt, Barack Obama oder Amy Winehouse? Winehouse nicht. Ich glaube nicht, dass es Spaß macht, momentan in ihrem Körper zu sein. Am ehesten Obama, weil ich momentan wirtschaftlich interessiert bin. Und es reizt mich zu sehen: Kann man da wirklich frei entscheiden, wenn man da oben steht? Oder ist man nur Marionette?
In der Saison 2008/09 spielen Sie Brahms, Bruck, Beethoven, Bartók. Wann kommt Bohlen dran? Solange er noch keine Sinfonie oder Violinenkonzert geschrieben hat, wird’s schwierig...