"Скрипач дьявола" между поп-музыкой и классикой
„Teufelsgeiger“ zwischen Pop und Klassik

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17.04.2019

Seit zehn Jahren reüssiert David Garrett mit Crossover-Musik. Zum Jubiläum geht der auch als „Teufelsgeiger“ bekannte Violinist nicht nur in seiner deutschen Heimat auf Tournee. Er bringt auch beim Mainzer Schott-Verlag erstmals eine Notenausgabe einiger seiner Arrangements auf den Markt, die zwischen Pop und Klassik wandeln.
Herr Garrett, wie hören Sie eigentlich selbst Musik?
Meistens bin ich unterwegs, deshalb eher übers Smartphone oder mein iPad. Über die Geräte eben, die man dabei hat. Natürlich habe ich zu Hause auch eine sehr schöne Anlage, die ich oft nutze, wenn es nicht zu spät ist, weil meine Nachbarn sich sonst über die Bässe beschweren. Übers Geigespielen beschweren sie sich nie.
Streamen Sie oder wie kommen Sie an die Musik, die Sie hören?
Ich höre sehr gerne Radio, aber natürlich streame ich auch Musik über Portale wie iTunes oder Spotify.
Sie haben kürzlich auf der Musikmesse in Frankfurt Ihre erste Notenausgabe „Best of Violin“ vorgestellt. Was hat Sie dazu veranlasst, diese herauszubringen?
Ich hatte wegen meiner Rückenprobleme die Zeit, mich endlich intensiv damit zu beschäftigen. Über die Jahre habe ich viele Anfragen bekommen von Leuten, die meine Stücke nachspielen wollen. Da dachte ich, ich setze mich hin und mache das, sobald ich genügend Zeit dafür habe. Es gibt für mich einen großen Unterschied zwischen einem orchestralen Arrangement und einem Klavierauszug. Das darf man nicht überstürzen, sondern muss das musikalisch sehr hochwertig ausführen. Dementsprechend hat es etwas länger gedauert. Zu meinem zehnten Crossover-Jubiläum und kurz vor meiner Tournee im Mai fand ich es zudem sehr passend, nicht nur etwas für die Ohren, sondern auch für die Augen herauszubringen.

Was dürfen die Käufer erwarten?
Es ist eine bunte Mischung von dem, was mich ausmacht. Von verschiedensten Künstlern aus Pop, Rock, Jazz, aber eben auch Klassik. Was ich seit Jahren auf der Bühne mache, findet sich darin, mit einem sehr schönen Klavierauszug, den ich zusammen mit John Haywood und Franck van der Heijden erarbeitet habe. Man kann es anhand meiner Fingersätze nachspielen.
Sie haben es gerade angesprochen: 2018 mussten Sie wegen Rückenproblemen eine längere Auszeit nehmen. Was hat sich für Sie dadurch verändert?
Man geht bewusster mit seinem Körper um. Auf der anderen Seite ist das aus einer Überbeanspruchung entstanden. Ich weiß jetzt genau, wann ich wie viel üben darf, damit ich mit dem Thema in der Zukunft nichts mehr zu tun habe.
Eine Tournee wie „Unlimited“, bei der Sie am 27. und 28. Mai auch in Mannheim und Frankfurt gastieren, stellt aber kein Problem dar?
Nein. Ich habe schon im vergangenen Jahr wieder 20 Konzerte gespielt. Da lief alles sehr rund und entspannt. Es gibt keinen Grund, daran zu zweifeln, dass das so weitergeht.
Wofür nutzen Sie bei Ihren Konzerten neben Ihrer Stradivari auch eine E-Violine?
Für kleine Nuancen. Es gibt ein gewisses Repertoire, da kommt die akustische Geige an ihre Grenzen, was die Tongebung angeht. Im Rock'n'Roll etwa braucht man einen gewissen Sound, den man mit ihr nicht hinbekommt. Es macht es aber auch für das Publikum spannend zu sehen, dass zwei so unterschiedliche Instrumente in ein Stück passen.
Sie werden bei der Tournee begleitet von der Neuen Philharmonie Frankfurt. Was verbindet Sie mit diesem Orchester?
Man arbeitet im Musikgeschäft oft zusammen mit anderen Musikern. Manchmal harmoniert das sehr gut, manchmal weniger. Bei der Neuen Philharmonie war ich positiv überrascht davon, mit wie viel Energie und Leidenschaft, aber auch mit welcher Geduld die Mädels und Jungs dabei sind. Ich arbeite nicht nach der Uhr, bei mir geht es manchmal bis in die Nacht hinein mit den Proben. Die Kollegen haben sich noch nie beschwert und sind immer mit ganzer Begeisterung dabei. So etwas schweißt zusammen. Wir teilen den Perfektionismus und sind so ein Stück weit Familie geworden.
Heutzutage werden Kinder über Videospiele an die Musik geführt, bei denen sie mit den richtigen Tönen Tiere abschießen können. Wir beurteilen Sie derartige Motivationsmethoden?
Ich glaube, dass Musik zu hören und zu sehen, egal über welche Kanäle, Begeisterung hervorruft. Das war bei mir so, und das sehe ich bei vielen Leuten. Man kann sicher Innovatives denken. Aber das Schönste überhaupt ist es, jemanden auf ein Konzert mitzunehmen.
Das Interview führte Katja Sturm.