Jenseits der Schubladen
УРА! Новое интервью с Дэвидом в преддверии его концерта во Фрайбурге 26 апреля 2017 года
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26. April 2017 - David Garrett in Freiburg: Jenseits der Schubladen
David Garrett ist einer der profiliertesten Stars des Klassik-Crossovers. Im Gespräch erzählt der deutsche Geiger von seiner Kindheit ohne Spielplatz und wie er dazu kam, Pop mit Geige und Orchester zu spielenHerr Garrett, Sie haben sich vor Jahren entschieden, E- und U-Musik zu vermischen und covern u. a. Rock-Pop-Größen wie Bon Jovi, Prince und Elvis. Wie kam es denn zu den Cross-Over- Projekten?
Die ersten Berührungen mit Rock, Pop und Jazz hat man natürlich schon als Kind. Der Gedanke, das vielleicht auch auf meinem Instrument auszuprobieren, kam dann gar nicht von mir selber, sondern aus der Studienzeit in New York von Kommilitonen, die nicht aus der klassischen Musik kamen, sondern aus dem Schauspiel oder vom Tanz. Da ich mich oft angeboten habe, für die Gruppen die Live-Musik zu machen, kamen dann auch Anfragen, die außerhalb der Klassik lagen und die habe ich dann versucht, so gut als möglich auf meinem Instrument hinzubekommen.
Hören Sie auch privat Rock- und Pop-Musik?Ich muss sagen, dass ich das gar nicht mehr so kategorisiere. Es gibt nicht mehr die streng abgetrennte Klassik-Ecke oder die Rock-Ecke oder die R‘n‘B-Ecke und das ist etwas, was unsere Zeit auch auszeichnet und was eine große Türe geöffnet hat, für klassische Musiker wie mich genauso wie für Musiker aus anderen Bereichen. Es ist einfach alles möglich und wer etwas mit Leidenschaft macht, der hat auch ein Publikum.
Sie hatten bereits mit vier Jahren die Geige in der Hand und mit zwölf einen Plattenvertrag. Wie haben Sie das Leben für die Musik als Kind erlebt? Zum Fußballspielen war ja vermutlich nicht immer Zeit ...Im Nachhinein gesehen war es sicherlich viel Verzicht. Sprich, das normale Aufwachsen gab es bei mir nicht. Ich bin auch von der Schule genommen worden und hatte ab der vierten oder fünften Klasse Privatunterricht. Es war schon sehr isoliert und konzentriert auf die Musik und es war klar, dass das mein Beruf sein wird, den ich mein Leben lang ausüben werde. Mir war das zwar damals noch nicht so bewusst, aber ich habe bemerkt, dass es in meinem Umfeld allen klar war.
Konnten Sie sich jemals vorstellen, etwas anderes zu machen als Geige zu spielen? Was wäre David Garrett, wenn er nicht Geiger wäre?Ach, ich habe viele Interessen. Ich finde Architektur wahnsinnig spannend, das ist etwas, mit dem ich mich gern in meiner Freizeit beschäftige. Ich bin auch jemand, der sich für die Industrie und die Wirtschaft interessiert und vieles andere, wenn das auch nicht unbedingt Dinge sind, die ich professionell ausüben würde. Aber auch als Musiker steht man ja nicht nur auf der Bühne, sondern es gibt viele andere Aspekte des Musikgeschäfts, die spannend sind. Insofern ist das gar nicht so eintönig, wie man sich das vielleicht vorstellt. Zum Beispiel muss man sich regelmäßig mit Verträgen auseinandersetzen: Wie kann man die besser formulieren? Wo muss man aufpassen? Wenn man wirklich im Leben steht, dann kann man in jedem Beruf ganz viele spannende Nuancen mitnehmen.
Eine Frage zum Instrument: Sie spielen eine Stradivari, selbst für Laien der Inbegriff der wertvollsten, teuersten, bestmöglichen Geige. Können Sie beschreiben, was das Spiel mit diesem Instrument so besonders macht?Die Preise sind natürlich auch vom Markt her völlig absurd. Aber es sind wirklich die besten Instrumente. Wer eine Stradivari oder eine Guarneri hat, die in einem guten Zustand ist, dann ist das das Beste, was man spielen kann. Es ist in erster Linie die Klangfarbe, die Möglichkeit, mit dem Instrument wiederzugeben, was man sich im Kopf vorstellt. Und auch die Klanggröße: Ein Instrument muss ja auch eine gewisse Tragfähigkeit haben, wenn es aus einem Sinfonieorchester mit 70, 80 Leuten herausragen soll. Dafür zum Beispiel sind diese Geigen bekannt.
Sie spielten 2013 die Hauptrolle in einem Film über Nicolò Paganini, der bis heute den Spitznamen „der Teufelsgeiger“ trägt und der fast genau 200 Jahre vor Ihnen gelebt hat. Konnten Sie sich auch persönlich mit Paganini identifizieren?Ich glaube, jeder Geiger kann sich mit Paganini identifi zieren. Es ist ein Instrument, das man wahnsinnig früh anfangen muss, s ist sehr schwer zu erlernen, es erfordert viel Disziplin. Es ist auch wichtig, dass da immer jemand im Hintergrund ist, vor allem, wenn man sehr jung ist, der ein Stück weit auch drückt und darauf aufpasst, dass man diese Disziplin auch abruft. Und man ist ständig unterwegs. Das Zuhause kennt man meistens nur aus der Erinnerung. Und diese Parallelen sieht jeder Musiker und die habe ich auch gespürt.
Ihre Fans im Schwarzwald freuen sich auf das Konzert am 26.4. in der Sick-Arena in Freiburg. Was erwartet sie dort?In Freiburg habe ich in der Vergangenheit ja schon öfters gespielt, vor allem auch viele Klassik-Konzerte. Jetzt freue ich mich natürlich, mit dem neuen Crossover-Programm „Explosive“ unterwegs zu sein, das ich im letzten Jahr zusammengestellt habe. Neu ist dabei, dass wir zum ersten Mal eine Center Stage in der Mitte des Saales haben, mit einer um 360 Grad drehenden Bühne. Es ist ein brandneues Programm und ich kann wirklich nur sagen: Es ist für jeden, der Musik liebt, egal ob Klassik, Jazz, Rock, Pop oder R’n‘B.
David Garrett
David Garrett zählt zu den bekanntesten Musikern im Bereich des Klassik-Crossovers. Er wurde 1980 als David Christian Bongartz in Aachen geboren und ist Sohn des Geigenauktionators Georg Paul Bongartz und der US-amerikanischen Primaballerina Dove-Marie Garrett. Nach einer frühen Karriere als Geiger und einem Musikstudium in London und New York schaffte Garrett 2006 den Durchbruch mit seinem Crossover-Zugang. Der Stargeiger, der schnell das Image des „Geigenrebellen“ annahm, interpretiert Songs von Rock- und Popgrößen wie Elvis, Prince oder Bon Jovi und setzt bei seinen Auftritten stark auf den Event-Charakter klassischer Konzerte.Info
David Garrett, Konzert, 26. April, Freiburg, Sick-Arena