Als "Teufelsgeiger und Medienstar" war er angekündigt. Gegeigt hat er, doch so ganz teuflisch kam David Garrett beim Publikum nicht an. Und ob es Star-Allüren geschuldet ist, dass er zur Pause verschwand und danach nicht wieder auf der Bühne auftauchte, das bleibt wohl ein Geheimnis.
Wir hatten ihn ja schon erwischt, in Schlabberhosen und Flipflops. Die große Frage des Abends war also auch: Was hat David an? Das Orchestra Sinfonica di Milano "Giuseppe Verdi" war herausgeputzt, da wirkte David Garrett und alter Jeans und Wanderstiefeln ein bisschen fehl am Platz. Doch man kennt ihn ja, wildes Geigenspiel würde ja zu diesem Outfit passen.
Doch aus dem wilden Gegeige wurde nichts, denn Garrett blieb klassisch, sehr zum Leidwesen einiger Zuhörer ("Das ist kein richtiges David-Garrett-Konzert.", "Das ist eine totale Enttäuschung.", "Ich könnte heulen!"). All jene, die das Programmheft vorab studiert hatten aber, waren begeistert, andächtige Stille herrschet immer dann, wenn Garrett spielte, tosender Applaus entbrannte nach dem letzten Ton. Kein Zweifel, Garrett spielte gut, anfänglich etwas verhalten, steigerte er sich schnell und begann mit Geige und Publikum zu spielen. Positiv wirkte sich sicher auch das gute Verhältnis zu Dirigent John Axelrod, der in einer fantastischen Leistung sein Orchester zu Höchstleistungen anspornte. Geiger und Dirigent verstanden sich blind, beide sind aufeinander eingespielt.Das Fazit des Abends fällt zwiegespalten aus: Wer einen rockigen alternativen Musikabend erwartete, der wurde enttäuscht. Wer sich auf Klassik eingestellt hatte, der erlebte einen schönen Konzertabend, der ein etwas abruptes Ende nahm, doch dazu später mehr.
Und wie bei den anderen Veranstaltungen der Schlossfestspiele waren sich auch bei David Garrett einige Promis im Schlosshof. Schauspieler Erol Sander gab sich die Ehre. Und eine gut gelaunte Fürstin Gloria war erschienen, sie hatte Mode-Journalist André Leon Talley im Schlepptau. Beide waren nach der Pause aber nicht mehr gesehen.
Zwei Dinge konnten an diesem Abend aber nicht mehr geklärt werden
Erstens: Wo ist die junge Dame abgeblieben, die sich erdreistet hat, mitten im Konzert aufzustehen und ganz nach vorne an die Bühne zu latschen, um David Garrett zu fotografieren? Die bekam kurz vor der Pause mächtig Ärger mit einem gelockten Herrn in Schwarz. Die Dame stand nach einem kurzen Streitgespräch auf und verschwand, der Gelockte fiel beim Versuch, ihr zu folgen, dann noch fast die Tribünenstufen hinunter.
Und Zweitens: Wohin entschwand David Garret zur Pause? Zwei Zugaben spielte er vor der Pause, lächelte nett, freute sich, mal wieder in Regensburg zu sein ("endlich mal kein Regen hier"). Nach der Pause allerdings wartete das Publikum vergebens auf den Stargeiger, der aber kam einfach nicht mehr. Und so musste das Orchester Beethovens Fünfte ganz alleine spielen. Dass wir uns nicht falsch verstehen, das Orchester war große Klasse, doch so ein Garrett-Stück zum Abschluss, das hat irgendwie gefehlt ...
Autor: Ursula Hildebrand