Früher galt er als Wunderkind an der Geige. Heute ist David Garrett ein Popstar. Im April ist er in der Berliner Philharmonie zu erleben, mit Songs von seinem neuen Album "14". (Das Video zum Beitrag liegt aus lizenzrechtlichen Gründen leider nicht vor.)

Licht aus. Spot an. Showtime für David Garrett.

Begonnen hat dieses Spektakel einmal ganz klassisch. Davon zeugt das Album "14". Aufgenommen im Jahr 1995 - jetzt erst veröffentlicht.

Virtuose Kabinettstücke. Der David Garrett von heute würde dem jungen vor allem eines raten wollen: Weitermachen.

David Garrett, Violinist
"Das Instrument ist einfach sch**** schwer. Das muss man einfach so sagen. Es dauert Jahre bis man das einigermaßen beherrscht, intonationsmäßig und dann noch virtuos drauf zu werden und ein musikalisches Talent zu entwickeln oder auszubauen. Das ist einfach unglaublich langwierig. Da musst du einfach Durchhaltevermögen haben. Das habe ich Gott sei Dank gehabt gegen alle um mich herum."

David Garrett war das, was man ein Wunderkind nennt. Seine erste Geige bekommt er mit vier - seinen ersten Plattenvertrag mit 13. Große Virtuosen wie Yehudi Menuhin oder Ida Haendel loben ihn. Doch der Liebe zu Musik steht immenser Druck gegenüber. Und acht Stunden üben täglich.

David Garrett, Violinist
"Es war eine sehr anstrengende Zeit gewesen, für den Körper, für das Bewusstsein. Es belastet einen schon. Man merkt schon, dass da eine ganz ganz große Erwartungshaltung da ist. Nicht nur von den Eltern, das geht übers Management, das geht über die Plattenfirma. Das sind schon ganz ganz viele Faktoren, die einen belasten und einem natürlich auch ein bisschen das Unbeschwerte wegnehmen in dem Alter."

In David Garretts Fall führen diese Faktoren zum Bruch mit der vorgeplanten Karriere. Üben, Üben, Üben - Garrett wagt einen Neuanfang. 1999, er ist 18, zieht er nach New York. Weg von den Eltern.

Er studiert an der renommierten Juilliard School - unter anderem modelt er, um sein Leben finanzieren zu können. Doch um den klassischen Musiker David Garrett wird es zu dieser Zeit stiller. Dann beginnt die Karriere von neuem - mit Crossover. Klassik im Popsound und umgekehrt.

Jetzt füllt er große Hallen, Stadien, seine Alben verkaufen sich hunderttausendfach. Aber bringt man mit solchem Budenzauber tatsächlich Menschen zur Klassik?

David Garrett, Violinist
"Ja, die Antwort ist ein ganz klares Ja. Ich kriege tausende von Briefen von Leuten, die mir wirklich schreiben mit dem Wortlaut: 'Ich habe mich vorher nicht für klassische Musik interessiert, ich habe jetzt das Beethoven-Album oder ein frühes Album von Dir oder das Mendelssohn Violinkonzert, bin jetzt richtig in die Musik reingekommen und fasziniert mich alles sehr.'“

Wenn David Garrett nach Berlin kommt, wohnt er in der Regel im Hotel, obwohl er hier eine Wohnung hat. Wie noch den Kühlschrank füllen neben all den Terminen?

Denn sein Kalender ist gut gefüllt. In seinen Shows punktet er als smarter Verführer, vor allem bei den weiblichen Fans. Andere wenden sich kopfschüttelnd ab und sagen, er verschwende sein Talent. Muss das einen mit seiner musikalischen Herkunft nicht wurmen?

David Garrett, Violinist
"Weißt du, wenn mir ein Itzhak Perlman sagt, der für mich der absolute Geiger ist, seiner Generation und über viele Generationen hinaus, wenn der mir sagt: 'Junge, du spielst nicht gut', dann nehme ich das ernst. Aber wenn Perlman mich in den höchsten Tönen lobt - und das tut er - Who the f*** are the other people?"

Im April steht David Garrett in Berlin auf der Bühne. Dann mit Brahms’ Violinkonzert. Ohne Tänzerinnen, ohne Lightshow, ohne Verstärker.

Autor: Steffen Prell