Интервью с Дэвидом. 2008 год. Издание - Morgenmagazin
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"Yehudi Menuhin hätte es gefallen"
KLASSIK-POP: Interview mit Geiger David Garrett, der am 21. Januar im Mannheimer Rosengarten auftritt
Einst war er das Wunderkind, das Yehudi Menuhin begeisterte. Schon mit 13 hatte der Geiger David Garrett einen Plattenvertrag bei der Deutschen Grammophon, als 19-Jähriger zog er von Aachen nach New York. Die Welt von Bach und Mozart ist ihm längst zu eng geworden, deswegen spielt der 28-Jährige auf seinem Album "Encore" auch AC/DC oder Michael Jackson.
Für einen Geiger haben Sie mit Ihrem Piratenpullover und Ihren Totenkopfringen einen recht extravaganten Look. Ist das Teil einer Marketingstrategie?
DAVID GARRETT: Ich bin schon so rumgelaufen, als ich noch an der New Yorker Juilliard School studiert habe, insofern sind meine Sachen ziemlich normal für mich. Man sollte sich für seinen Beruf sowieso nicht verändern, finde ich.
Trotzdem haben Sie mit Ihrem Crossover-Projekt einen neuen Weg eingeschlagen.
GARRETT: Das heißt aber nicht, dass ich die Klassik völlig aufgegeben hätte, im Gegenteil. Ich gebe bestimmt an die 130 klassische Konzerte im Jahr, dazu kommen dann um die 80 Crossover-Auftritte.
Was hat Sie zu diesen Stil-Grenzgängen hingezogen?
GARRETT: In erster Linie meine Neugier. Ich habe mich gefragt, wie weit man mit der Geige gehen kann. Oder wie sie mit verschiedenen Instrumenten zusammen klingt.
Und wie schnell dabei der Erfolg kommt?
GARRETT: Mein Crossover-Projekt hat mich keineswegs von heute auf morgen populär gemacht. In den ersten Jahren verdiente ich nichts daran. Aber dann ging es eben doch recht rasant nach oben. In der Klassik war das anders, da hat sich alles stetig weiterentwickelt.
Auf Ihrer CD "Encore" findet sich Debussy neben Gershwin und Eigenkompositionen. Ehrlich gesagt wirkt diese Mischung beliebig...
GARRETT: Ich habe die Stücke schon ganz bewusst gewählt. Wenn ich auf einem Album 60 Minuten füllen kann, dann möchte ich nicht nur eine Musikrichtung spielen. Und auch für den Hörer ist es hoffentlich spannend, nach zwei, drei Songs immer noch etwas Neues zu entdecken.
Was, glauben Sie, hätte wohl Ihr alter Mentor Yehudi Menuhin zu diesem Werk gesagt?
GARRETT: Es hätte ihm gefallen, da bin ich mir sicher. Schließlich beschränkte er sich nicht allein auf Klassik, er überschritt ebenfalls musikalische Grenzen. Übrigens sind gerade Menschen, bei denen man denkt, sie seien eher konservativ, extrem offen für meine Musik. Meine ehemaligen Lehrer Ida Haendel und Itzhak Perlman mögen sie jedenfalls.
Dennoch heißt es, Sie seien das männliche Pendant zu Vanessa Mae.
GARRETT: Diese Behauptung halte ich für ziemlich unqualifiziert. Okay, mit dem optischen Vergleich kann ich leben. Aber musikalisch trennen uns doch Welten, einfach weil Vanessa Mae nie eine gute klassische Geigerin gewesen ist. Ich selbst dagegen mache auch in der Welt der Klassik eine gute Figur.
Obendrein haben Sie einen Eintrag als schnellster Geiger ins Guinness-Buch der Rekorde bekommen.
GARRETT: Ach, das war für mich einfach ein Spaß, eine Herausforderung. Ich wollte sehen, wie schnell ich eigentlich spielen kann.
Bedeutet Ihnen der "Echo Klassik"-Preis, der Ihnen kürzlich verliehen wurde, mehr?
GARRETT: Ich musiziere nicht der Preise wegen, sondern aus Spaß an der Musik. Aber für mein Management oder meine Plattenfirma ist der Echo sicher eine schöne Auszeichnung, die beweist: Dass sie an mich geglaubt haben, das war richtig.
Und wie stehen Sie zu Ihrem Image als "David Beckham der Violine"?
GARRETT: Vergessen wir mal das Äußere: Beckham hat dem Fußball ja neue Türen geöffnet und Jugendliche dafür begeistert, die sich vorher nie für diesen Sport interessiert haben. Das versuche ich auf dem Gebiet der Musik ebenfalls.
Haben Sie jemals Fußball gespielt?
GARRETT: Nur bei uns daheim im Garten. Meine Eltern wollten mich als Junge stets im Blick haben. Denn sie hatten Angst, dass ich mich verletzen könnte. Offen gestanden sind sie bis heute übervorsichtig. Sobald irgendwo ein Fenster offen ist, heißt es: "Junge, geh' da weg, sonst kriegst du eine Erkältung."
Waren Sie ein einsames Wunderkind?
GARRETT: Zumindest fehlte meiner Kindheit eine gewisse Leichtigkeit. Ich war stets in der Pflicht, musste üben, Konzerte vorbereiten. Den normalen Kontakt zu anderen Jungen und Mädchen, den kannte ich gar nicht. Bis zu meinem letzten Schuljahr hatte ich nur Privatunterricht.
Auch heute noch führen Sie ein ungewöhnliches Leben.
GARRETT: Ja, das stimmt. 2008 war ich vielleicht drei Wochen in meiner New Yorker Wohnung. Meistens reise ich um die Welt. Einerseits ist das spannend, andererseits bleibt mir kaum Zeit, Freundschaften zu pflegen, weil ich selten länger als einen Tag an einem Ort bleibe. Dagmar Leischow
Morgenmagazin
04. Dezember 2008