David Garrett warnt: Ratschläge können schädlich sein!
Новое интервью Дэвида в журнале FOCUS
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Dienstag, 28.06.2022, 08:37
David Garrett weiß, wie ein Publikum zu begeistern ist. Im Interview erklärt er, wie aus seiner Sicht die Magie auf der Bühne entsteht. Darüber hinaus spricht er über seine Mentoren und verrät, wem er besonders dankbar ist.FOCUS Online: Jeder muss hin und wieder etwas präsentieren. Egal ob Schule, Studium oder Beruf. Was sind Ihre Tipps für begeisternde Auftritte vor Publikum?
David Garrett: Ds Allerwichtigste ist, dass man nicht nach rechts oder links schaut! Egal was man präsentiert: Machen Sie Ihre ganz eigene Präsentation, die Sie auch Ihrer Freundin, Ihrer Mutter oder Ihrem Vater mit Leidenschaft vortragen würden. Benutzen Sie Ihre eigenen Wörter! Schreiben Sie nicht irgendetwas ab und stehen Sie immer einhundert Prozent hinter dem was Sie sagen.
Und wenn nur eine Person im Saal ist, seien Sie nicht enttäuscht. Dieser Text muss immer gut rauskommen - egal ob nur Ihre Mutter im Saal steht oder eben ein Publikum mit Zehntausend Menschen. Genau dann haben Sie einen tollen Text! Dieser Text wird dann immer funktionieren. Warum das so ist? Weil Sie den Text für sich selbst geschrieben haben, und das ist das Allerwichtigste! Man macht Sachen im Leben für sich selbst. Daran lässt man Menschen dann anschließend teilhaben.Das klingt ja fast schon - tja, magisch.
David Garrett: Genau das ist für mich die Magie auf der Bühne! Wenn ich auf der Bühne Musik mache, dann spiele ich für mich und für die Musiker. Das Publikum hat dabei Einblick in einen wirklich intimen und privaten Moment in meinem Leben. Das macht die Magie eines Konzerts aus.Die Leute wollen im Endeffekt nicht von ihren Stühlen gerissen werden. Die Leute im Publikum möchten vielmehr berührt werden. Und Berührung passiert nur mit Ehrlichkeit. Die Ehrlichkeit auf der Bühne funktioniert nie, wenn man für das Publikum spielt. Jeder auf der Bühne spielt für sich selbst und das Publikum kann genau daran teilhaben.
Welche Rituale haben Sie, wenn es darum geht, kreativ zu sein?
David Garrett: Was ich Ihnen da sagen kann, ist, dass ich die gesamte Zeit in meinem Kopf rotiere. Ich glaube das einzige Ritual, das ich habe, ist mein Selbstzweifel. Mein Selbstzweifel nicht gut genug zu sein oder etwas zu verpassen. Oder etwas nicht als Erster hinzubekommen. Genau das ist das, was mich antreibt.
Hatten Sie einen Mentor, also jemanden, der Ihre Fähigkeiten besonders gefördert hat?
David Garrett: Ich hatte wirklich von Anfang an immer das Glück ,Menschen um mich herum zu haben, die mich förderten. Schon als Fünfjähriger. Lehrer nehmen gerne tolle Schüler an, weil das für sie ja auch eine musikalische Visitenkarte ihres Könnens ist.
Wofür sind Sie dankbar?
David Garrett: Für deren Zeit! Viele dieser Mentoren haben nie Geld dafür genommen, mit mir zu arbeiten. Ida Haendel hat bestimmt hunderte von Stunden mit mir verbracht und hat nicht einen Cent dafür genommen. Ein Isaac Stern, Yehudi Menuhin, ein William Pleeth oder auch Rostropowitsch – all die Leute haben umsonst mit mir gearbeitet. Und ich bin unglaublich dankbar für deren Energie und Zeit.
Ganz allgemein: Inwiefern können Mentoren oder Vorbilder dabei helfen, sich selbst auf ein neues Level zu bringen?
David Garrett: Durch die Schüler! Ich muss fairerweise sagen, dass ich auch schon mal das eine oder andere Kind unterrichtet habe. Man lernt als Lehrer doch genau so viel von den Schülern wie der Schüler vom Lehrer!
Ich kann das nur so erklären: Wenn ich mir eine junge Geigerin anhöre, sehe ich die Fehler, die sie macht. Aber in ihren Fehlern entdecke ich auch Fehler, die ich wiederum mache. Insofern glaube ich, dass das wirklich auf Gegenseitigkeit beruht. Ein toller Lehrer kann einem guten Schüler viel beibringen. Genau so kann ein toller Schüler auch einem guten Lehrer immer noch Sachen beibringen. Das gegenseitige Zuhören ist beim Schüler-Lehrer-Verhältnis sehr, sehr wichtig!
Was war der beste Ratschlag, den Sie in Ihrem Leben bekommen haben?David Garrett: Es gibt ein schönes Zitat von Oscar Wilde. Es lautet: „Der schlimmste Schlag ist der Ratschlag!“ - Ich würde mal sagen die wirklich guten Leute, also die richtig spannenden Persönlichkeiten in meinem Leben, haben mir nie Ratschläge gegeben. Sie haben mir immer erzählt, was sie in ihrem Leben als wichtig erachten und haben alles andere mir überlassen.
Warum? Weil es für tolle Persönlichkeiten immer das allerwichtigste ist, dass die eigene Identität des Schülers beziehungsweise der Person gegenüber wächst! Je mehr man Ratschläge gibt, desto mehr indoktriniert man die eigenen Gedanken in eine Person hinein!
Und ich glaube, dass man gerade als Künstler seine ganz eigenen Gedanken selbst entdecken muss. Also die ganzen Lebensweisheiten und Philosophien muss man für sich selber erfahren. Jeder muss alleine herausfinden, was für einen persönlich funktioniert.
Wenn ich überlege, haben alle meine Lehrer durch die Bank hindurch gesagt: „Mach es so, wie Du es möchtest! Aber, wenn Du es so machst, musst Du es erklären können und Du musst hundert Prozent dahinterstehen. Diese Freiheit das genau so zu machen, wie man selbst es möchte darf man einem Künstler niemals nehmen!“
Was würden Sie rückblickend sagen: Welche Bedeutung haben Kontakte im Musik-Business?
David Garrett: Wenn es gute Kontakte sind und sich Menschen dabei mit Verstand zusammensetzen, so dass es sich am Ende lohnt, finde ich Beziehungen im Musik-Business sehr wichtig. Ich finde auch grundsätzlich soziale Kontakte in der Geschäftswelt sehr wichtig. Auch die Art und Weise, wie man sich als Künstler gibt und wie man mit Menschen umgeht.
Oder zu lernen, wie man einen Vertrag richtig liest. Damit auch verbunden, dass man nachfragt, wenn man etwas nicht versteht beziehungsweise man sich mit einem Juristen hinsetzt und die Verträge gemeinsam durchgeht. Man muss jede einzelne Nuance dieses Geschäfts zumindest verstehen!
Und wie haben Sie über die Jahre Ihr persönliches Netzwerk aufgebaut?
David Garrett: Ausprobieren! Ich glaube genau so, wie man Freundschaften ausprobiert. Man gibt vielen Menschen eine Chance und je älter man wird, desto weniger Chancen gibt man dann anderen. Wenn man einmal angelogen wird, dann passiert das auch ein zweites und ein drittes Mal. Aber da kommt natürlich Lebens-Erfahrung mit dazu. Ich habe sicherlich in meinen früheren Jahren Menschen viel mehr Chancen gegeben. Mittlerweile bin ich da etwas härter geworden.
Natürlich darf man auch Fehler machen, aber dann muss man die Fehler auch direkt eingestehen und dazu stehen. Dann habe ich überhaupt kein Problem mit Fehlern. Aber womit ich ein Problem habe, ist unprofessionelles Verhalten und vor allem Unehrlichkeit. Das geht nicht und dann ist für mich dann auch eine Geschäftsbeziehung sofort erledigt.