David Garrett begeistert Münster
Erika van der Rhee
Marz 2009
https://www.uni-muenster.de/imperia/md/ … schung.pdf
In schwarzem Pulli, die Kapuze fast über die Augen gezogen. Das Publikum bewahrt die Ruhe auch dann, als der Musiker David Garrett beim Konzertsaal am Hindenburgplatz ankommt. Ab 19 Uhr strömen die gut gekleideten Konzertbesucher, vor allem mittleren Alters herein. Kennt das Publikum den Künstler und seine Musik eigentlich? Elke (20): „Seine Musik kenne ich eigentlich gar nicht. Ich habe ihn im Fernsehen gesehen. Er sieht gut aus und ein Konzert für nur acht Euro, dass wollte ich nicht auslassen.“ Der Saal füllt sich langsam. Stimmengewirr tönt herauf, Programmhefte werden studiert. Und dann ist es soweit. Die ukrainische Pianistin
Milana Chernyavska und David Garrett betreten das Podium. Garrett jetzt in klassischem schwarzen Anzug. Das Spiel fängt mit der Sonate für Klavier und Violine Nummer 10 in G-Dur opus 96 von Ludwig van Beethoven an. Die Noten reihen sich aneinander, ohne je in einen Wirrwarr zu entraten. Das Publikum dankt dem Musiker mit einem Beifall. Als Zweite steht der 3. Satz aus der F.A.E. (frei aber einsam) Sonate für Violine und Klavier in c-Moll opus 45 auf dem Programm. Mittels abwechselnder Tempi führt er, die langen blonden Haare in einem Pferdeschwanz, die Zuhörer mit durch die musikalische Geschichte. Das Publikum zeigt sich begeistert. Hier und da äußert sich jemand mit einem „Wow“. Pause. Ulrike (25) ist total begeistert über die Geschwindigkeit, mit der seine Finger über die Saiten fliegen. „Unglaublich, wie er da steht. So entspannt, während die Musik aufregt und wieder zur Ruhe kommt.“ Nach der Pause folgt die Sonate für Violine und Klavier in c-Moll opus 45 von Edvard Grieg. In diesem Werk erweisen Garrett und Chernyavska sich als eine musikalische Einheit. Garrett zeigt seine Fähigkeit, durch eine Abwechslung von streichen und zupfen. Trotz der Geschwindigkeit bleibt jede einzelne Note hörbar. Die zwei großen Ringe an seiner rechten Hand funkeln im Licht. Das Publikum wirkt jetzt sehr begeistert. Dann folgt das letzte Werk dieses Abends, ein Stück des spanischen Komponisten Pablo de Sarasate. Vor allem langsame Teile dieses Mal. Mit einigen Nachschlägen bringt Garrett das Publikum zum Lachen. Nach einer langen musikalischen Bewegung, von hoch bis tief ohne dabei eine Note zu überspringen, fängt das Stück wieder von vorne an. Jetzt ist das Publikum total außer sich vor Freude. Beifall, Rufen, auf den Fingern pfeifen. Eine Zugabe ist die Folge. Zwei Melodien gleichzeitig, Triller, eine sehr rasche Abwechslung von streichen und zupfen, ein Stück mit vielen musikalischen Glanzleistungen. Auch dieses Mal antwortet das Publikum mit einem großen Beifall mit einer zweiten Zugabe zur Folge. Dann ist das Konzert vorbei. Für die echte Bewunderer aber noch nicht. In der Halle sammeln sich die Fans. In einigen Minuten wird David Garrett hier signieren. Da ist er. In Pulli mit Kapuze, fransigem Jeans und poppigen Turnschuhen setzt er sich an den Tisch. Eine lange Halskette mit Totenköpfen, dasselbe Bild auf dem T-Shirt. Mit einer Geschwindigkeit, mit der er auch die Violine spielt, krakelt er eine Unterschrift auf die CDs. Draußen noch eine Zigarette. Und dann, in schwarzem Pulli, die Kapuze fast über die Augen, ist er weg.