Nigel Kennedy findet Drogen (und sich selbst auch) besser als David Garrett
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„My World“ heißt sein neues Album: Die Welt von Nigel Kennedy (60) besteht aus Musik und seinen Instrumenten – zu denen keine Stradivari gehört
Foto: Picture Press/Linda NylindArtikel von: VOLKER TACKMANN veröffentlicht am
02.04.2017 - 12:46 Uhr
Bams
Der Mann wirkt immer, als hätte er eine lange Nacht hinter sich. Auch heute noch, mit 60 Jahren. Zum Interview mit BamS erscheint Nigel Kennedy (60) in Turnschuhen, Schlabber-T-Shirt und schwarzer Jacke aus Ballonseide.
Es ist 19.30 Uhr, Kennedy lässt sich in einen Stuhl im „Kempinski Berlin“ plumpsen und bestellt erst mal ein Bier. In der folgenden Stunde wird viel gelacht, viele seiner Sätze enden auf „Shit“ oder „Fuck“.Und einen Kollegen fiedelt der britische Star ganz schön ab: David Garrett (36).
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Tags darauf wird Nigel Kennedy in der Berliner Philharmonie auftreten. Im gleichen Schlabber-Outfit spielt er Stücke von Johann Sebastian Bach und Kompositionen aus seinem eigenen Album „My World“. Kennedy tanzt dazu in seinen grünen Tretern und verzaubert 2400 Besucher. Einmal setzt er sich ins Publikum, überlässt die Musiker sich selbst und zieht den Nebenmann ins Gespräch.Ein Auftritt, so ganz anders als bei Garrett, der mit bunten Scheinwerfern, Laserlicht, Nebelmaschinen und Videoleinwänden große Hallenshows inszeniert. Viel übrig hat Kennedy für die Saiten des Deutschen nicht.
„David kann Geige spielen“, streicht Nigel Kennedy sanft los. „Er trifft den richtigen Ton.“
Das klingt nach Dieter Bohlen, wenn er in der Jury von „DSDS“ einem Kandidaten sagt, dass der keine Fehler gemacht hat, aber damit nicht zwingend meint, dass derjenige auch singen kann. Tatsächlich aber ist es noch keine versteckte Kritik, wenn man weiß, wie schwer es ist, einer Violine den richtigen Ton zu entlocken und ihn zu halten.
„David hat einen Plan – ich habe keinen“, sagt Nigel Kennedy, und in der Folge werden die Zwischentöne lauter. „Musik muss Abenteuer bleiben. Ich füge neue Stücke hinzu, wenn ich spüre, dass sie besser zu den Leuten passen. Das macht jedes Konzert einmalig. David spielt die Stücke vom letzten Abend.“David Garrett beschwört oft den unvergleichlichen Klang seiner Stradivari. In Talkshows legt der Deutsche sie nicht aus der Hand. Nigel Kennedy hingegen hält das Instrument überraschend für völlig überschätzt.
„Ich brauche keine Stradivari im Wert von Millionen Euro“, sagt er und das liegt nicht daran, dass er sich keine leisten könnte. Kennedy hat Millionen Tonträger verkauft, seine Einspielung der „Vier Jahreszeiten“ von Vivaldi ist das meistverkaufte Klassik-Album aller Zeiten und steht im „Guinnessbuch“ der Rekorde.
Also, warum keine Stradivari in Berlin, Herr Kennedy?
„Winter und Kälte sind ein Horror für die alten Violinen, sie klingen dann scheiße.“ Seine Geige sei viel besser als Garretts Kultstück, „sie ist zehn Jahre alt, kostete 12000 Pfund und lässt mich weder auf der Straße noch in der Wüste im Stich. Man kann sogar Tennis oder Cricket mit ihr spielen“.
Begegnet sind sich die Star-Geiger nie, und das ist vielleicht ganz gut so. „Keiner bucht zwei in der gleichen Stadt“, lacht Nigel Kennedy zunächst und geigt dem Kollegen dann die Meinung: „Käme David Garrett zu mir auf die Bühne, würde ich sagen: Runter hier!“Wir wechseln das Thema. Kennedys Haare sind ergraut und dünner geworden, nur die Punk-Tolle, die in den 1990er-Jahren sein Image als böser Junge sichtbar transportierte, ist noch schwarz. Anfassen darf sie keiner.
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„Ich bin mein eigener Friseur, das ist am billigsten und am zuverlässigsten“, erzählt er. Mit einer Nagelschere kürzt er sie von Zeit zu Zeit in Form.
Nimmt er immer noch Drogen? Ja, sie seien „existenziell wichtig für die Musik“, seine größten Melodien seien unter Drogeneinfluss entstanden. „Am besten sollte jeder Mensch den Tag mit einem Joint beginnen, um locker zu bleiben“.
Kann Mann eine Frau ins Bett geigen?
„Mit Puccinis Arie ‚Nessun Dorma‘ auf der Violine schmilzt jede dahin“, sagt er, „das ist besser als Viagra.“ Apropos! Kennedy: „Ich hab’s mal probiert, es war wie ein Horror-Trip – 20 Sekunden spannte sich jeder Muskel an, nur nicht der, auf den es ankam.“