Von Lilian Klement

Suhl - Süßer die Schlager nie klingen, als in der Vorweihnachtszeit: Und seit 21 Jahren gern und immer wieder aus dem Suhler CCS. Bernhard Brink und sein Team haben der Halle längst den Titel "Schlagerpalast" verpasst.

Und irgendwie scheint das ja auch zutreffend. Erst recht, seit die Show vom MDR optisch richtig aufgemotzt wurde. Exquisite Verpackung. Da blinkt und leuchtet der Boden der Bühne in den schillerndsten Farben, werden Kerzen aufgefahren, Feuerschalen, gar ein Feuerwerk, ständig sich ändernde Lasereffekte im Bühnenhintergrund, und sogar der Saal funkelt mit abertausenden Lichterpunkten.

Hier wird geklotzt, nicht gekleckert. Alles, um den Schlagerstars und solchen, die es werden wollen, einen attraktiven Rahmen zu verpassen. Nun ja, mancher Song braucht wahrscheinlich diese Aufwertung auch ein bisschen, um ihn größer zu machen als er ist, und das Publikum in der zweimal ausverkauften Halle am Freitag in Dauer-Euphorie zu bringen.

Da hätte es der blöden Sprüche des hippeligen Animateurs vor Beginn gar nicht bedurft. Der meinte von Euphorie, Ekstase und Erotik schwafeln zu müssen, vom Ausrasten gar der geneigten Zuhörer im Auditorium. Die wussten auch ohne ihn, warum sie sich diesen Abend gönnten und worauf sie sich freuten: nämlich auf ihre Stars und deren erfolgreichste Schlager des Jahrgangs 2015.

Wer hier ein Fernsehpodium bekommt, hat's geschafft in der deutschsprachigen Szene, und etliche schaffen es von Jahr zu Jahr wieder, sind schon alte Bekannte: Ute Freudenberg, Semino Rossi, Olaf Berger, Andrea Berg, Jürgen Drews, Nick P. oder Christian Lais. Und die Newcomer, die sich auch das Podium 2015 verdient haben, mischen sich selbstbewusst dazwischen, die Boygroup Feuerherz oder Laura Wilde etwa.

Was macht es da schon, dass einen das Gefühl beschleicht, etliche Sounds ähneln sich, sind nach der gleichen Masche gestrickt. Macht nix, man kann's mühelos mit- und nachsingen. Mehr muss nicht sein? Was sich dann wiederum für jene Künstler im Programm von Vorteil erweist, die auf Individualität setzen, auf Melodien, die nicht ins Raster passen. Wie das beispielsweise Linda Hesse immer wieder probiert, diesmal so passend "Hör auf dein Herz". Oder der Schlagerbarde Semino Rossi.

Der hat, ganz raffiniert, diesmal ein Studioalbum in Los Angeles produziert mit den schönsten Liebesliedern, "Morning is broken" oder "Arja" - die CD wird garantiert ein Selbstläufer. So können Schlager eben auch klingen, selbst wenn sie schon Jahre auf dem Buckel haben, Evergreens eben. Aber die landet ja nicht jeder. Um Evergreens hat auch Mary Roos die deutsche Schlagerbranche bereichert.

Eine kluge Frau mit unverwechselbarer Stimme, der Pe Werner einen tollen Song mit einem sinnigen Text auf den Leib geschrieben hat: "Unbemannt". Mit Kabarettist Wolfgang Trepper (ZDF "Vier sind das Volk") macht sie gerade ein unterhaltsames Programm über die Schlagerwelt, "Nutten, Koks und frische Erdbeeren" . Das sorgt überall für ausverkaufte Räume.

Und fast zum Schluss - der bleibt wieder der Schlagerdiva Andrea Berg vorbehalten - wird das Ganze veredelt