In den Fokus dieser Gala rückte natürlich David Garrett, der mit seiner Passion, seiner Aura – Nonchalance weist hier in die Tiefe – wie seiner virtuosen Geigenbrillanz alle mitriss: nicht nur das Publikum im Parkett, auf dem Rang, sondern darüber hinaus die Orchesterjugend auf dem Podium des Wörishofer Kurhauses: kurzum jugendfrischer Elan.

Dieses vbw-Festivalorchester, gebildet aus verheißungsvoller bayerischer Musikjugend im Alter von elf bis 17 Jahren, zu prägen ist auch Garretts Wunsch und Anliegen. Gemeinsam aufzutreten ist hierfür der optimale Garant, bildet sich doch Jugend wieder an der Jugend. Aber der Reihe nach: Zuerst hatte Rossini das Wort: Der Reiz seiner Ouvertüre „Die Italienerin in Algier“ zündete. Typisch Rossinis zwinkerndes Auge – auch hier schäkert und blufft er, macht vordergründig „Trara“, Tsching, tsching“, Bummbumm“ – und schon ist man gepackt. Überzeugend gelang es dem blutjungen Festivalorchester – nur wenigen Finessen fehlte die Feile – diese blitzschnellen Wechsel der Gegensätze auf den Punkt zu bringen, Stimmung und Atmosphäre griffen so behände um sich.

In Bruchs effektvollem g-moll-Violinkonzert zog er alle Register seiner brillanten Virtuosität. Im Wechselspiel mit den Holzbläsern stieg schon zu Beginn seine Busch-Stradivari in klangvollen Solokadenzen zu jubelnder Höhe hoch. Starke Emotionen durchzogen diesen Kopfsatz, vom Orchester aufgegriffen und verdichtet, weniger das Detail, sondern die große künstlerische Linie dominierte voller Impetus und Passion. Konträr das Adagio-Bild: Hier strahlte die Klangschönheit der Geigenkantilene feinleuchtend auf, dort pflanzte sich in abgeklärter Tranquillo-Ruhe das Violin-Laufwerk tonrein fort.

Energiegeladen mündet dieses Konzert ins Finale. Vehement ließ hier Garrett seine Klangmuskeln spielen, rückte das strapazierfähige Hauptthema in immer wieder neues Licht, forcierte, gut abgestimmt mit Christoph Adt, dem Leiter und spiritus rector des Orchesters, diese Entwicklung, sodass sich dieses Allegro energico zwingend aufschaukelte und in der Presto-Coda kulminierte.

Tartinis berühmte „Teufelstriller-Sonate“ führte Garrett aus filigraner barocker Kammermusik hinein in eine opulent konzertante Orchesterfassung – und doch zeigte sich Tartinis Geist in vielen Facetten: Berührend die Espressivo-Qualität im Larghetto, der Allegro-Satz federte voller Elan, dann der diabolische Klimax: Dieser Teufelstriller, raffiniert unterlegt mit einem Doppelgriff, klang immer wieder bedrohlich wie betörend auf: Garrett ebenso mitreißend temperamentvoll wie grandios im Ausdruck.

Dann schlug Christoph Adts große Stunde, glückte ihm doch mit seiner Orchesterjugend ein großer Wurf: Vehement entfachte er Beethovens Brio-Feuer, wies den Weg vom zartesten Pianissimo zu höchster Klangfülle und forcierte diese rhythmisch signifikanten Energien ebenso unerbittlich wie stringent, sodass diese Wildheit volles Profil gewann und im Finale gipfelte.

Sicher hielt der Dirigent dabei die Zügel in der Hand, trieb die regelmäßigen, repetitiven Muster konsequent voran, ohne die Klangbalance zu gefährden, zumal die Orchesterregister sehr homogen besetzt waren. So wurde diese Interpretation zu einem wahren Sturmlauf beim Festival der Nationen.