15.06.2015 13:59 Uhr

David Garrett war schon einige Male mit seinen Klassikkonzerten in Magdeburg. Jetzt ist er wieder auf Tour, gibt neun Konzerte unter freiem Himmel. Sonnabend im Elbauenpark spielte Garrett gewohnt lässig, nett, gekonnt Crossover, jenen Mix, mit dem der Saiten-Star seit Jahren große Erfolge feiert.

Von Grit Warnat

Magdeburg l Man nehme einige Ohrwürmer der Musikgeschichte, arrangiere sie neu, peppe sie auf und fertig ist Garretts Crossover-Mix. Los gehts in seiner Classic-Revolution-Open-Air-Tour mit dem Straußschen "Also sprach Zarathustra" und dem Gang durch die Menge. Garrett grüßt mit Robbie Williams und dessen Super-Hit "Let Me Entertain You", seine Fans winken und klatschen zurück.

Der Williams-Titel ist an diesem Abend Programm. Der 34-Jährige unterhält sein Publikum mit seinen Interpretationen von Rock, Pop, Klassik und immer wieder Anekdoten. Smart, lässig-leger. Boots, wie immer offen getragen, Jeans, T-Shirt, Sakko, Mütze, seine langen Haare zum Dutt gebunden.

Für seine offene Art - er duzt sein Magdeburger Publikum - lieben ihn seine Fans, andere fremdeln mit seinen massentauglichen Auftritten. Garrett, vielfacher Echo-Gewinner, hallenfüllender Star, polarisiert die Musikwelt - aber nicht an diesem Abend. Wer in den Elbauenpark gekommen ist, will den begnadeten Geiger hören, aber auch sehen. Sein Publikum erlebt eine perfekte Show mit starker Musik.

Power mit Band, Orchester, Tänzern
Garrett tourt bis Ende Juni zwischen Baden-Baden und Berlin. An seiner Seite seine Band und die Neue Philharmonie Frankfurt sowie vier Tänzerinnen und zwei Tänzer des deutschen Fernseh-Balletts. Letztere sind immer wieder präsent, tanzen mal aufreizend durch Frank Sinatras "New York, New York", mal mit Pelzkappen durch Babuschkas Russland und ganz sexy in Leder, Jeans und Netzstrumpfhosen zu Bon-Jovi-Musik.

Das ist gute Performance, dezent getanzt, so dass Garrett und sein Geigespiel immer präsent bleiben. Dank der großartigen Videoprojektionen sieht man ihn bis in die letzte Reihe. Garrett wird aus dem Moment heraus ins Bühnenbild gesetzt, mittig, links, rechts. In seiner Version von Beethovens 5. Sinfonie sogar gleich fünfmal aufs Großbild "geklont". Fünf Geigen, fünf Bögen, fünf Garretts.

Der powert gemeinsam mit Band und Orchester, streicht auf seiner Stradivari "Born in the USA" von Bruce Springsteen, später Hits von ABBA und Queen, Elton John und Miley Cyrus. Alle Titel sind bekannt, große Hits, trotzdem neu fürs Ohr. Manchmal muss man anfangs schon überlegen, welcher der Songs über die Wiese des Parks hallt. Das ist Garretts Freiheit der Interpretation.

Er und sein treuer Gitarrist Franck van der Hejden streuen auch immer wieder eigene Kompositionen ein, wie für den Opernsänger Andrea Bocelli, der im Video zu den Magdeburgern singt.

Klassisch wird es zwischendurch, wenn "Lacrimosa" aus Mozarts Requiem erklingt und Ludwig van Beethoven und "Dies irea" aus Verdis "Requiem". Das hört man nirgends in dieser Form. Auch so nicht Carl Orffs "Carmina Burana". Großer Klang, großer Genuss. Wahrlich gewöhnungsbedürftig aber sind die Aufeinanderfolgen, wenn das Ohr noch mit der peppigen "Babuschka" rockt und gleich anschließend sich an Mozartsche Klänge gewöhnen soll.

Ein Anekdötchen hier, ein Anekdötchen dort
Aber wer will Garrett das verübeln? Schon kommt er ins Plaudern, wieder ein Anekdötchen, manches zu einstudiert daherkommend. Er lässt sein Publikum teilhaben an seinem Leben, zeigt Privatfotos, er schlafend auf einer Konzertreise, erzählt von verrückten Auftrittserlebnissen in Südkorea und der Ausbildung in seiner Wahlheimat New York, blendet eine SMS seiner Mutter ein, die in seinem Kühlschrank ein Stück Butter gefunden hat, dessen Verfallsdatum ein Jahr überschritten war. Muss ich mir Sorgen machen, so die besorgte Frage an den Sohn.

Garrett lächelt bei den Zeilen, das Publikum ist amüsiert. Das nennt man geballte Charme-Offensive, die ihren Höhepunkt bei Elton John und "Your Song" erreicht. Kim aus Magdeburg erlebt das Spiel auf der Bühne mit, Garrett legt den Arm um sie. Zum Schluss ein Kuss auf die Stirn. Beifall.

Garrett rockt und kuschelt musikalisch mit seinem Publikum. Zwischendrin Feuerfontänen, mal Krawumm, längst nicht so viel wie in seiner Hallen-Tour. Und Konfetti?, fragt Garrett zwischendrin. Gibt es nicht. Wenig Schnickschnack tut dem Auftritt gut.

Der große Elvis zum Schluss. "You are always on my mind" als Hommage an sein Publikum. In Magdeburg ist David Garrett Everybody's Darling.

15.06.2015 13:59 Uhr

David Garrett war schon einige Male mit seinen Klassikkonzerten in Magdeburg. Jetzt ist er wieder auf Tour, gibt neun Konzerte unter freiem Himmel. Sonnabend im Elbauenpark spielte Garrett gewohnt lässig, nett, gekonnt Crossover, jenen Mix, mit dem der Saiten-Star seit Jahren große Erfolge feiert.

Von Grit Warnat

Magdeburg l Man nehme einige Ohrwürmer der Musikgeschichte, arrangiere sie neu, peppe sie auf und fertig ist Garretts Crossover-Mix. Los gehts in seiner Classic-Revolution-Open-Air-Tour mit dem Straußschen "Also sprach Zarathustra" und dem Gang durch die Menge. Garrett grüßt mit Robbie Williams und dessen Super-Hit "Let Me Entertain You", seine Fans winken und klatschen zurück.

Der Williams-Titel ist an diesem Abend Programm. Der 34-Jährige unterhält sein Publikum mit seinen Interpretationen von Rock, Pop, Klassik und immer wieder Anekdoten. Smart, lässig-leger. Boots, wie immer offen getragen, Jeans, T-Shirt, Sakko, Mütze, seine langen Haare zum Dutt gebunden.

Für seine offene Art - er duzt sein Magdeburger Publikum - lieben ihn seine Fans, andere fremdeln mit seinen massentauglichen Auftritten. Garrett, vielfacher Echo-Gewinner, hallenfüllender Star, polarisiert die Musikwelt - aber nicht an diesem Abend. Wer in den Elbauenpark gekommen ist, will den begnadeten Geiger hören, aber auch sehen. Sein Publikum erlebt eine perfekte Show mit starker Musik.

Power mit Band, Orchester, Tänzern
Garrett tourt bis Ende Juni zwischen Baden-Baden und Berlin. An seiner Seite seine Band und die Neue Philharmonie Frankfurt sowie vier Tänzerinnen und zwei Tänzer des deutschen Fernseh-Balletts. Letztere sind immer wieder präsent, tanzen mal aufreizend durch Frank Sinatras "New York, New York", mal mit Pelzkappen durch Babuschkas Russland und ganz sexy in Leder, Jeans und Netzstrumpfhosen zu Bon-Jovi-Musik.

Das ist gute Performance, dezent getanzt, so dass Garrett und sein Geigespiel immer präsent bleiben. Dank der großartigen Videoprojektionen sieht man ihn bis in die letzte Reihe. Garrett wird aus dem Moment heraus ins Bühnenbild gesetzt, mittig, links, rechts. In seiner Version von Beethovens 5. Sinfonie sogar gleich fünfmal aufs Großbild "geklont". Fünf Geigen, fünf Bögen, fünf Garretts.

Der powert gemeinsam mit Band und Orchester, streicht auf seiner Stradivari "Born in the USA" von Bruce Springsteen, später Hits von ABBA und Queen, Elton John und Miley Cyrus. Alle Titel sind bekannt, große Hits, trotzdem neu fürs Ohr. Manchmal muss man anfangs schon überlegen, welcher der Songs über die Wiese des Parks hallt. Das ist Garretts Freiheit der Interpretation.

Er und sein treuer Gitarrist Franck van der Hejden streuen auch immer wieder eigene Kompositionen ein, wie für den Opernsänger Andrea Bocelli, der im Video zu den Magdeburgern singt.

Klassisch wird es zwischendurch, wenn "Lacrimosa" aus Mozarts Requiem erklingt und Ludwig van Beethoven und "Dies irea" aus Verdis "Requiem". Das hört man nirgends in dieser Form. Auch so nicht Carl Orffs "Carmina Burana". Großer Klang, großer Genuss. Wahrlich gewöhnungsbedürftig aber sind die Aufeinanderfolgen, wenn das Ohr noch mit der peppigen "Babuschka" rockt und gleich anschließend sich an Mozartsche Klänge gewöhnen soll.

Ein Anekdötchen hier, ein Anekdötchen dort
Aber wer will Garrett das verübeln? Schon kommt er ins Plaudern, wieder ein Anekdötchen, manches zu einstudiert daherkommend. Er lässt sein Publikum teilhaben an seinem Leben, zeigt Privatfotos, er schlafend auf einer Konzertreise, erzählt von verrückten Auftrittserlebnissen in Südkorea und der Ausbildung in seiner Wahlheimat New York, blendet eine SMS seiner Mutter ein, die in seinem Kühlschrank ein Stück Butter gefunden hat, dessen Verfallsdatum ein Jahr überschritten war. Muss ich mir Sorgen machen, so die besorgte Frage an den Sohn.

Garrett lächelt bei den Zeilen, das Publikum ist amüsiert. Das nennt man geballte Charme-Offensive, die ihren Höhepunkt bei Elton John und "Your Song" erreicht. Kim aus Magdeburg erlebt das Spiel auf der Bühne mit, Garrett legt den Arm um sie. Zum Schluss ein Kuss auf die Stirn. Beifall.

Garrett rockt und kuschelt musikalisch mit seinem Publikum. Zwischendrin Feuerfontänen, mal Krawumm, längst nicht so viel wie in seiner Hallen-Tour. Und Konfetti?, fragt Garrett zwischendrin. Gibt es nicht. Wenig Schnickschnack tut dem Auftritt gut.

Der große Elvis zum Schluss. "You are always on my mind" als Hommage an sein Publikum. In Magdeburg ist David Garrett Everybody's Darling.