Der Stargeiger David Garrett mit dem Sinfonieorchester Basel im zweimal ausverkauften Musical Theater Basel.

Man hatte erwartet, dass der Name David Garrett vor allem junge Menschen anziehen würde. Das ausverkaufte Musical Theater Basel bot aber eher das landesübliche Bild des typischen Sinfoniekonzerts. Das Sinfonieorchester Basel mit seinem Dirigenten Dennis Russell Davies ließ aufhorchen bei der viersätzigen Sinfonie Nr. 12 d-moll von Schostakowitsch (1961). Wunderbar sparsam und präzise geführt von Davies, zeigte sich das Orchester von seiner Schokoladenseite: höchst konzentriert, dynamisch äußerst kontrastreich, wie aus einem Guss.

Rossinis Ouvertüre zu Guillaume Tell (1827-29), die nach der Pause folgte, war atemberaubend und vorwärtsdrängend. Im ersten Abschnitt, Andante, erspielten fünf Solo-Celli mit später hinzutretenden Kontrabässen eine reizvolle Stimmung, deren Atmosphäre Berlioz einmal mit "Ruhe und tiefe Einsamkeit, die feierliche Stille der Natur" beschrieb. Im dritten Abschnitt wird eine ländliche Hirtenszene durch ein schönes Englischhorn-Solo heraufbeschwört, das von der Flöte mit Verzierungen beantwortet wird. Ein Trompetenfanfare leitet ein Galopp ein, mit dem das Werk schließt. Eine höchst geglückte Interpretation, die das beliebte Werk in bestem Licht zeigte.

David Garrett, der gern als Paganinis Nachfolger tituliert wird, trat beinahe schüchtern, sympathisch bescheiden ohne Popstarallüren auf die Bühne, mit Schnürstiefeln, bravem blonden Pferdeschwanz und gepflegtem Dreitagebart. In seiner Interpretation von Tschaikowskis Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 35 (1878) – ein Paradestück jedes Geigers – wurde sein immenses technisches Können und seine Leidenschaft hörbar. Hoch konzentriert, dazwischen lässig bewies er wieder einmal, wie seine flinken Rekordzeitfinger vibratofreudig tanzen können und wie er zu wechseln versteht zwischen herzhafter Rauheit, hauchigem Diminuendo, zartem Flageolett und rasenden Passagen. Sehr beeindruckend war, wie das Orchester unter der höchst einfühlsamen Leitung des Dirigenten Garretts interpretatorische Freiheiten begleitete und stützte.

Garrett spielte, wie er ist: hübsch, leidenschaftlich, ungeschminkt. Dennoch wollte sich kein Zauber einstellen beim zweiten Satz. Woran lag es? War es die fehlende Süße, die stereotype Grazie oder das eher nüchterne Aneinanderreihen der Wiederholungen? Garretts Stärke liegt eher im robusten Mezzoforte, die manche Nuancen zu kurz kommen lässt. Dennoch war dieses Werk auf ihn zugeschnitten, erlaubte ihm sich authentisch zu zeigen, seine Bewegung in dieses bewegte Werk zu bringen. Keine Show, sondern gut verdauliche Romantik mit einer herrlichen Zugabe am Ende des reich beklatschten Konzertes: "Mein Hut, der hat drei Ecken", begleitet von den Streichern des schmunzelnden Sinfonieorchesters.

Konzert: Am Mittwoch, 26. April, 20 Uhr, gastiert David Garrett mit seinem "Explosive Live"-Programm in der Sick-Arena Freiburg.